1922
1924
1926
1928
1930
1932
1934
1936
1937
1938
1939

(Mit dem "Zurück"-Button in Ihrem Browser gelangen Sie wieder zum Seitenanfang)

 

IV.  Ortsgeschichte vom Jahre:


1921

     In der Zeit vom 16. Bis 19. Feber dieses Jahres wurde in der ganzen Republik eine Volkszählung durchgeführt, verbunden mit genauen Erhebungen über Alter, Geburtsort, Wohnort, Heimatzuständigkeit, Familienstand, Nationalität, Glaubensbekenntnis und Beruf. Als behördlich ernannter Zählkomissär wirkte hierbei in Reigersdorf der Schulleiter Oskar Kuntscher. In unserem Dorf ergab die Zählung 261 deutsche Einwohner und zwar 123 männliche und 138 weibliche.
Am 12.Juni wurde das Kriegerdenkmal feierlich enthüllt (näheres siehe unter Kapitel "Weltkrieg")
Gemäß §38 des Ges. vom 9. April 1920 Sbg.292 und auf Grund der Reg.Verordnung vom 6.Nov.1920, Sbg.605 wurden die in den einzelnen Schulgemeinden Böhmens, Mähren-Schlesiens nach den Landesgesetzen errichteten Ortsschulräte mit dem 31. Dezember 1920 aufgelöst und an ihre Stelle traten die neu errichteten Ortsschulräte, bzw. Ortsschulausschüsse. Am 21. Februar 1921 fand in Reigersdorf die konstituierende Versammlung statt und hatte folgendes Ergebnis
Vorsitzender: Rudolf Blaschke, Landwirt Nr.22
Beisitzer: Wilhelm Benirschke, Landwirt Nr. 3
Schriftführer: Oskar Kuntscher, Schulleiter.

     Am 1. August 1921 wurde in Anbetracht des Umstandes, daß infolge der Fertigstellung der elektrischen Hochspannungsleitung Bärn - Hof auch der Gemeinde Reigersdorf die Möglichkeit des Anschlusses geboten war, daselbst eine Lichtgenossenschaft gegründet. Erster Obmann war Herr Franz Benischke, Landwirt Nr. 27 Infolge der anhaltenden Dürre dieses Sommers und der dadurch bedingten frühzeitigen Einbringung der Ernte, wurde die nötige Zeit gewonnen, um die Arbeiten zum Bau der elektrischen Anlage zu bewältigen. Die Bauvergebung erfolgte schon am 15. August und zwar an die Broven-Boveri-Werke A.G. Wien X. Zweigstelle Mähr.-Schönberg. Als der Gesamtpreis wurde der Betrag von 116000 Kc vereinbart.. Die Anlage sollte am 1.November 1921 betriebsfertig sein und wurde daher mit den nötigen Arbeiten sofort begonnen. Erd.- und Hilfsarbeiten, die Beschaffung der Masten sind im obigen Vertrag nicht eingerechnet und diese Kosten hat die Lichtgenossenschaft noch zu tragen. Auch eine Ortsstraßenbeleuchtung ist projektiert. Die ausführende Firma (Brown-Boveri-Werke A.G.) hat jedoch die Frist zur Fertigstellung des Baues um ein Bedeutendes überschritten und auch die Kosten der Anlage übertreffen alle Erwartungen:

1.)
2.)
3.)
4.)
5.)
6.)
7.)
8.)
Hochspannungs-Fernleitung 
Transformator-Haus 
Transformatoren-Station (Hochspann.) 
                                        (Niederspann.) 
Ortsnetz 
Hausanschlüsse 
Installations-Anlagen (Schule) 
Material 

83.964,03 Kč
12.510,07 Kč
34.983,50 Kč
8.474,08 Kč
25.313,27 Kč
17.191,36 Kč
1.092,23 Kč
   681,92 Kč

 

Summa:

   184.210,46 Kč

Die Volksbewegung war in diesem Jahre nicht sehr groß:
Geboren wurden 3. Kinder
Gestorben 1 Person

 

1922

     Der Gemeindevoranschlag für dieses Jahr zeigte 
Ausgaben in mutmaßlicher Höhe von   12.770. Kč 
Einnahmen dagegen                                 5.266 Kč
daher ein zu bedeckendes Defizit von     7.504. Kč 

     Um dieses Defizit zu decken beschloß die Gemeindevertretung einstimmig, auf allen direkten Steuern eine 357%ige Umlage einzuheben (!). In der Gemeindeausschußsitzung vom 21.II.22 erklärt der Gemeindevorsteher H. Rudolf Zimmer, daß er aus Gesundheitsrücksichten sein Amt als Gem.-Vorsteher am 1.April 22 unwiderruflich niederlegt.
Daraufhin wurde in der Ausschußsitzung vom 18. April 22 eine Ergänzungswahl durchgeführt, in der Franz Hansel, Tischlermeister mit Stimmenmehrheit zum Gemeinde-Vorsteher gewählt wurde.

Volksbewegung im Jahre 1922:
Geburten: 4 
Sterbefälle 2

 

1923

     Am 5. Jänner dieses Jahres wurde auf unsern Finanzminister, D.A. Rasin ein Mordanschlag 
verübt, an dessen Verletzungen Dr. Rasin im Feber d.J. starb. Sein Leichenbegräbnis fand am 21. Feber 1923 statt. Aus diesem Anlasse wurde in der Schule eine Trauerfeier abgehalten und die Bedeutung Dr. Rasins für die Begründung unserer Republik hervorgehoben.
     Am 18. November 1923 fand in der hiesigen Gemeinde die Wahl der Mitglieder in die neue Gemeindevertretung statt und zwar nach dem Grundsatz der verhältnismäßigen Vertretung. Von den zwei Wahlgruppen erlangte die Wahlgruppe I. (Kleinlandwirte) 9, die Wahlgruppe II. (übrige Landwirte) dagegen 3 Mandate. Die später erfolgte Wahl des Gemeindevorstehers fiel auf Franz Hansel, Tischlermeister.
     Dem Sonntag nach Anton v. P. (Ortskirchweihe) fand in Reigersdorf der Kommandantentag des 18. Feuerwehr-Verbandes statt; anschließend wurde ein Gartenfest abgehalten, das trotz des schlechten Wetters einen schönen Besuch und schöne Einnahmen zeitigte.
Volksbewegung im Jahre 1923:
Geburten 3
Sterbefälle 1


1924

     Am 11. Feber wurde zwischen dem Gendarmerie Postenkommando Hof und dem 
Gemeindeamte Reigersdorf ein Vertrag zwecks Sicherung eines Teiles des Friedhofgrundes für Kriegsgräber abgeschlossen. 

     Abschrift des Vertrages: ( Übersetzung, Original in tschechischer Sprache)"Auszug!" 
Das Gemeindeamt in Reigersdorf als Eigentümerin des Friedhofes überläßt der Militärverwaltung kostenlos zwei Grabstellen am Friedhofe in Reigersdorf auf die Dauer von zehn Jahren. Der Vertrag ist von Seiten der Gemeinde nicht kündbar, kann jedoch von Seiten der Militärverwaltung gekündigt werden. Die militärische Friedhofsverwaltung hat das Recht, sich auf eigene Kosten einen Militärfriedhof zu errichten und nach Auflassung der Militärabteilung den Grund und Boden dem Eigentümer in dem Stande zu übergeben, in welchem er sich nach Exhumierung der Überreste der Soldaten befinden wird, das heißt ohne jede Herstellung des Bodens. 
Gezeichnet: Leiter.

Der Voranschlag der Gemeinde für 1924 zeigte folgendes Ergebnis:
Ausgaben                    13.811. Kč
Einnahmen                   6.982. Kč
Daher ein Abgang von 6.229. Kč
Zur Bedeckung dieses Abganges beschloß die Gemeindevertretung eine 300%ige Umlage auf alle direkten Steuern einzuheben. 

Volksbewegung dieses Jahres:
Geburten 9 
Sterbefälle 1 

In der Gemeindevertretersitzung vom 29. Juli 1924 wurde beschlossen, als Beitrag zu der neu gegründeten Landwirtschaftlichen Volksbildungsschule in Hof den Betrag von jährlich 75.-Kč zu zeichnen.

1925

     Der Gemeindevoranschlag für 1925 zeigt einen Abgang von 5556. Kč zu dessen Bedeckung wird eine Gemeindeumlage von 250% zu den direkten Steuern eingehoben.
     Am 19. Feber wird die Neuwahl des Ortsschulrates durchgeführt. Es erschienen als gewählt: H. Rudolf Blaschke Nr.22, u. H. Gustav Körper Nr.26.
     Einen schweren Verlust erleidet in diesem Jahr sowohl die Schule als auch die Gemeinde. Herr Schulleiter Oskar Kuntscher, der in seiner Emsigkeit als Lehrer, Geschäftsführer der Lichtgenossenschaft und Schriftführer der Gemeinde auf seinen Gesundheitszustand wenig bedacht war, erkrankte am 19. November an Blinddarmentzündung, mußte sofort ins Spital nach Hof gebracht werden, doch war sein Leiden schon zu weit fortgeschritten und jede ärztliche Hilfe war vergebens. Er starb am 23.November und wurde am 27. Nach Stadt-Liebau überführt, wo die Beerdigung stattfand. Die Gemeindevertretung und zahlreiche Einwohner unseres Dorfes nahmen daran teil.
     In diesem Jahre wurde von der Gemeinde auf Grund eines Erlasses der Bez.-Behörde eine Staatsflagge angeschafft und am 28.X. das erste Mal ausgehängt. 

Volksbewegung 1925:
Geburten: 5
Gestorben: 2

1926

     Die durch den Tod des Schulleiters Kuntscher verwaiste Lehrerstelle wurde am 1.September 1926 durch Max Matzner wieder besetzt. In der Zeit vom Jänner 1926 bis Ende des Schuljahres wirkte aushilfsweise die Lehrerin Hedwig Brauner. 
     Für das Jahr 1926 wurde von der Gemeinde eine Gemeindeumlage von 250% beschlossen, da der Gemeindevorschlag einen unbedeckten Abgang von 6.006.- Kč auswies.

Geburten: 2 
Sterbefälle 0

1927

     In der Osterwoche dieses Jahres starb in Hof der Pfarrer Franz Opletal, der als Kaplan in Reigersdorf den Religionsunterricht erteilte und durch lange Zeit Mitglied des Ortsschulrates war.
Am 31. Juli fand in Reigersdorf das Bezirksverbandsfest des Bundes der Deutschen statt. Festplatz war auf den Gärten des Wilhelm Benirschke Nr.3 und Otto Hartel Nr.2. Wegen des herrlichen Wetters war der Besuch ein äußerst guter und verschiedene Aufführungen und Belustigungen (Rutschbahn, Alt-Weibermühle), sowie Speisen und Getränke befriedigten die Besucher aufs Beste. Am 17. Jänner brannte die Scheuer des Wirtschaftsbesitzers Wilhelm Hampel Nr.20 nieder. Sie wurde im selben Jahr wieder neu aufgebaut.
     Zur Bedeckung des Überganges im Voranschlage 1927 per 8181 Kč wurde seitens der Gemeindevertretung eine 340%ige Umlage auf die Steuern beschlossen.
     In diesem Jahr erkrankten etliche Personen in Reigersdorf an Typhus.

Volksbewegung:
Geburten: 4
Sterbefälle: 1

1928

     Franz Langer , Schuhmacher, der durch volle 55 Jahre Totengräber, Kirchvater, Nachtwächter Glöckner und Gemeindediener war, starb in hohem Alter am 10.Feber 1928. Mit ihm schied ein altes Stück Reigersdorf dahin. Er wurde seinem Wunsche gemäß in dem von ihm im Jahre 1873 als erstes gegrabene Grabe der damalig auf dem 1873 neu errichteten Friedhofe zuerst begraben. 
     Frau Marie Kipplinger beigesetzt.
     Der durch die Gemeinde eingesandte Voranschlag für das Jahr 1928 kam vom Landesausschuß ungenehmigt zurück mit der Weisung, daß die angesetzten Erfordernisse zu reduzieren. bzw. die Bedeckung zu erhöhen ist, wenngleich durch Einführung allfälliger Gemeindeabgaben u. Gebühren, so daß mit einer 200%igen Gemeindeumlage das Auslangen gefunden werden muß. Der Voranschlag wurde der Weisung gemäß abgeändert, jedoch eine Einführung von Gemeindeabgaben einstimmig abgelehnt.

Volksbewegung 1928:
Geburten: 3 
Sterbefälle: 3

1929

     Das neue Jahr 1929 brachte einen ungewöhnlich strengen Winter mit viel Schnee und großer 
Kälte. Im Jänner lagen die Durchschnittstemperaturen meist unter 25° unter Null und dieser
Monat hatte auch den kältesten Tag mit -34°. Die Kälte hielt auch im Monat Feber an, dessen Temperaturen denen des Jänners fast gleich kamen. Wege und Straßen waren tief verschneit und auch der Eisenbahnverkehr litt unter der unermeßlichen Schneemasse. Auf der Strecke Andersdorf-Hof war der Zugverkehr wiederholt gänzlich eingestellt. Eine Folge der ungewöhnlichen Kälte war ein empfindlicher Kohlenmangel allerorten und Mitte Feber waren auch die Kohlenvorräte der hiesigen Schule erschöpft, so daß vom Bezirksschulausschusse die Sperrung der Schule wegen Kohlenmangels auf 14 Tage vorgeschrieben wurde. Auch der März brachte kein allzu großes Nachlassen der Kälte und noch am 14.April zeigte das Thermometer nachmittags -14°. Ostern (am 30.März) zeigte Schneeverhältnisse wie zu Weihnachten.
Der Mai brachte schönes Wetter; aber es brach eine ansteckende Kinderkrankheit aus, der Keuchhusten, daß die Schule abermals auf 14 Tage gesperrt werden mußte.
     Schneeverwehung im Winter 1929. (Bild fehlt)
     Kleinbahn Hof-Andersdorf im Winter 1929 (Bild fehlt)
     Der unbedeckte Abgang des Jahres 1929 per 5874.- Kč wurde durch eine 200%ige Gemeindeumlage gedeckt.
     In der Ausschußsitzung der Gemeinde wurde am 9.Mai 1929 beschlossen, die Gemeindeschankkonzession um den Betrag von 4.000.-Kč an Herrn Otto Hartel Nr.44 zu verkaufen.
     Bei der Neuwahl des Ortsschulrates wurden die Herrn Emil Hartel Nr.19 als Obmann und H. Wilhelm Hampel Nr.20 als Mitglied d. Ortsschr. gewählt.
     Der Neubau des Johann Hartel (Wohnhaus) erhält die Hausnummer 32.

Volksbewegung: 
Geburten: 4 
Sterbefälle: 2

1930

     Der Gemeindevorschlag für 1930 zeigte einen Abgang von 7.670 Kč. Demzufolge wurde eine 200%ige Umlage beschlossen. 
     In diesem Jahre litt die Ernte stark unter Trockenheit im Frühjahr und von der Landwirtschaft wurden Ansuchen um Steuervergütungen in Anbetracht der Mißernte eingebracht.
     Am 30.Oktober brannte die Scheune des Josef Mück Nr.36 nieder. Sie wurde im kommenden Frühjahr wieder aufgebaut. 

Volksbewegung: 
Geburten: 5 
Sterbefälle: 4

1931

     Im Frühjahr dieses Jahres wurde der Eisenbahnverkehr auf der Strecke Hof-Andersdorf gänzlich eingestellt und dieser nun durch Autobusse bewerkstelligt. Alle Interventionen der betroffenen Gemeinden blieben erfolglos. In der Schule erfolgte ebenfalls ein Wechsel der 
Lehrkraft. Herr Schulleiter Max Matzner ging als Schulleiter nach Lippein und an seine Stelle wurde Alois Nickmann als Schulleiter eingestellt.
     Am 27.September wurden die Gemeindewahlen durchgeführt. In Reigersdorf wo nur eine Kandidatenliste auflag, entfiel die Wahl, und Mitglieder der Gemeindevertretung wurden:
Emil Hartel Nr.19; Franz Benischke, Eduard Larisch, Rudolf Zimmer, Gustav Körper, Otto Hartel Nr.44, Josef Mück, Josef Krumpholz, Karl Langer, Josef Hickel, Karl Welzig und Josef Krätschmer. Am 29. November fand in der Schule die Wahl des Gemeindevorstehers statt. Nach vorangegangenem heftigen Wahlkampfe wurde im zweiten Wahlgange Herr Emil Hartel Nr.19 zum Gemeindevorsteher, Herr Franz Benischke zum Vorsteher-Stellvertreter und Herr Eduard Larisch und H. Josef Krumpholz zu Gemeinderäten gewählt. In diesem Jahre trat in der Gemeinde unter dem Rindvieh ein Scheidenkatarrh auf, dem die Gemeinde dadurch beizukommen suchte, daß sie Heilpräparate für alle Viehzüchter bestellte. 
     Als Glöckner wurde in diesem Jahre Josef Kalig bestellt mit der Bedingung, daß ihm als einzige Belohnung die Glöcknerwiese unentgeltlich zugewiesen wird.
      Der Winter setzte mit ungewöhnlichem Rauhreife ein, so daß alle Waldbestände empfindlich geschädigt wurden. Die Folge davon waren Ansuchen um Rückvergütung von Steuern, die seitens der Landwirte gemacht wurden. Im Frühjahr erbaute Herr Josef Krätschmer Nr.21 sein jetziges Wohnhaus; d.h. er riß das alte Haus nieder und setzte an dessen Stelle das neue, jetzige.

Volksbewegung 1931: 
Geburten: 3
Sterbefälle: 6

1932

     Die Gemeinde tritt auf Grund nochmaliger Intervention der Bezirksbehörde als Mitglied dem Verein der "Arbeitslosenfürsorge" mit einem Beitrage von monatlich 1 Kč bei. Die Werbung der Mitglieder hat nur den Erfolg, daß Herr Gemeide Vorsteher mit monatlich 2 Kč Schulleiter Nickmann mit monatlich 5 Kč dem Verein als Mitglieder beitraten. Die Adaptierungsarbeiten im Gemeindehaus werden Herrn Baumeister Reischütz zum Kostenpreise von 688,46 Kč übergeben. 
     Am 31. Feber dieses Jahres hielt die Freiw. Feuerwehr ihren Vereinsball im Gasthause Heger ab. Kaum hatten sich die Ballbesucher zu Bette gelegt, erscholl im Dorfe Feueralarm. Es brannte die Scheune und der Schopfen des Josef Hickel Nr.1. Der Feuerwehr Reigersdorf im Verein mit der herbeigeeilten Feuerwehr aus Christdorf gelang es noch in den frühen Morgenstunden, des Feuers Herr zu werden.
     Am 6. Mai des Jahres veranstaltete die Jugend von Reigersdorf eine Maibaumfeier; der Festplatz mit dem aufgestellten Maibaum war vor dem Hause des Josef Mück Nr.36. Hierauf folgte eine Tanzunterhaltung im Gasthause Otto Hartel.

Volksbewegung 1932: 
Geburten : 6 
Sterbefälle: 1

1933

     Der Frühling dieses Jahres brachte einen außerordentlich schönen April. Infolge dessen war der Anbau bald beendet und die Bedingungen für das Wachstum außerordentlich günstig. Schon im April gab es Temperaturen bis zu 35° Wärme. Jedoch im Mai erfolgte ein Rückschlag. Fröste, Schnee und Kälte vernichtete die Frühjahrssaat und am 16.Mai war der letzte Frost; ein enormer Schaden für die Landwirtschaft.
     Das diesjährige Maibaumfällen fand anfangs Mai auf dem Garten der Wilhelmine Roßmanith statt. Ein schönes Festspiel mit Tanz unterhielt die zahlreichen Besucher recht gut. Anschließend fand eine Tanzerei bei H. Josef Heger statt.
     Im Juli dieses Jahres feierte Pfarrer und Vizedechant Eduard Rohmfeld sein silbernes Priesterjubiläum, zu dem die Gemeindevertretung vollständig ausrückte.
     Ganz unerwartet starb P. Eduard Rohmfeld am 18. Oktober 1933. Durch 19 Jahre versah er als Kaplan den Religionsunterricht und war bei Groß und Klein als Pater Eduard bekannt und beliebt. Sein Leichenbegräbnis gestaltete sich zu einer wahren Trauerkundgebung.
Aus dem Leben des verstorbenen Pfarrers und Vizedechants P. Rohmfeld: 
Aus dem "Deutschen Wochenblatt" vom 30.10.1933.

Aus dem Leben des verstorbenen Pfarrers und Vizedechants P. Rohmfeld.
     Geboren am 31.Oktober 1881 in Bautsch, wurde er beiderseitig verwaist, von seinen Großeltern erzogen. Seine Studienjahre fallen in die bewegte Los-von-Rom-Zeit. Er bleibt treu seinem Glauben und wählt den Priesterberuf. 1908 feiert er in Bautsch seine Primiz. Kommt als junger Kooperator nach Hof und wirkt dort durch 25 Jahre in der Seelsorge, im Vereinsleben, in den öffentlichen Körperschaften. Gottes Segen ruht auf seiner Arbeit, denn wo er anfaßt geht's vorwärts. Das Streben ganz Priester zu sein, aufzugehen in seinem Beruf, zwingt ihn zur Mitarbeit im Vereinswesen und den öffentlichen Körperschaften. So führt er lange Jahre als Präses die Jugend- und Turnbewegung, später den St.-Josefsverein (Volksverein). Nach dem Umsturz und den veränderten Verhältnissen zieht er als Führer der stärksten Fraktion in die Stadtgemeinde als Vizebürgermeister ein. Seine Arbeit in der Gemeinde gilt der Allgemeinheit, es widerspricht seiner Auffassung nur Parteivertreter zu sein. Seine Hauptsorge gilt dem neugeschaffenen Krankenhaus.
1927 wird er Pfarrer von Hof. Unermüdlich ist sein Eifer als Seelsorger, unermüdlich ist er in der Ausschmückung des Gotteshauses, sein sehnlichster Wunsch die Kirche neu zu malen, bleibt leider unerfüllt.
      Bis 1928 bleibt er auf seinem Posten in der Gemeindevertretung. Der Bezirk wünscht ihn als Listenführer für die ersten Bezirksvertretungswahlen. Er wird gewählt und in den Bezirksausschuß entsendet. 1931 legt er dieses Mandat nieder, es bietet ihm zu wenig Betätigung, geht wieder in die Gemeinde, um als erster Vizebürgermeister seine reichen Erfahrungen, seine Gewissenhaftigkeit und seinen Arbeitseifer der Gemeinde zu widmen.
     Und dieser Arbeit kam er nach bis eine Stunde vor seinem Tod. Um halb 4 Uhr am 18. Oktober d.J. sitzt er noch beim Schreibtisch und arbeitet. Da wird ihm unwohl, er ruft selbst nach seinem Freund, Primararzt Dr. Blaschke, telephonisch an, wankt dann in die Küche, um gegen das Unwohlsein etwas zu tun. Legt sich auf die Ottomane, der Arzt kommt, es ist ihm wieder wohler, er spricht mit seinem Freund, da, ein neuerlicher Anfall und tot sinkt er in dessen Arme zurück. Keine ärztliche Kunst ist mehr imstande, neues Leben zu geben. In der Kanzlei liegen aufgeschlagen die Matrik, in die er schrieb, angefangene Briefe, der Schreibtisch voll Arbeit, doch der pflichtbewußte Arbeiter kommt nicht mehr.
     Von der Arbeit weg - zum Tod - selbst keine Zeit zum Ausrasten vor dem Sterben, so war der Verstorbene sein Leben lang. Keine Zeit für sich immer aber Zeit für alle anderen.
Die, die P. Eduard kannten, werden seiner nie vergessen und soll er uns allen stetes Vorbild bleiben.

     In diesem Jahre wurde in unserem Staate die "Nationalsozialistische Partei" aufgelöst, demzufolge verloren diese Mitglieder ihre Mandate in der Gemeindevertretung und den öffentlichen Körperschaften 5 Mitglieder der Gemeindevertretung wurden von der Behörde ihres Amtes enthoben und die Mandate mit ernannten Mitgliedern ersetzt. Auch ein Mitglied des Ortsschulrates schied aus und an dessen Stelle wurde Herr Rudolf Theimer Nr.25 neu gewählt.

Volksbewegung 1933:
Geburten: 4 
Sterbefälle: 4

1934

Die Frage des Schulhausbaues tritt immer mehr an die Gemeinde heran, deshalb werden alle Ersparnisse und verfügbaren Gelder der Gemeinde dem Schulhausfonde zugewiesen.
Eine Maibaumfeier, veranstaltet vom Ortsverband des Deutschen Kulturverbandes fand auch heuer wieder statt und zeigte eine rege Beteiligung.
Am 9. Oktober dieses Jahres wurde der jugoslawische König Alexander, der sich auf einer Reise nach Paris befand, in Marseille das Opfer eines politischen Attentates. Auch der französische Minister Barthou erlag den bei diesem Attentate erlittenen Verletzungen. Die öffentliche Gebäude des Ortes hängten daher an diesen Tagen die Trauerfahne aus und am Tage des Begräbnisses des Königs Alexander am 18.X.1934 wurde in der Schule eine Trauerkundgebung abgehalten.
Als Pfarrer von Hof wurde H. P. Franz Hornischer ernannt. An der feierlichen Pfarreinführung am 8.April nahm die Gemeindevertretung vollzählig teil.
Volksbewegung im Jahre 1934:
Geburten 7
Todesfälle 1

1935

     Ein herrlicher Frühling - April - Mai ganz nach Wunsch des Landwirtes. Der 85.Geburtstag des Herrn Präsidenten G. Masaryk war eine gewaltige Kundgebung. Die Gemeindevertretung und der Ortsschulrat, die, zwar eine Festsitzung abhielten, versammelten sich um 10 Uhr im festlich geschmückten Schulzimmer. In seiner Festrede schilderte der Lehrer die Bemühungen des Präsidenten, seine Arbeit und seine Friedensbemühungen. Am Ende der Festrede wurde die Staatshymne gesungen. Nun wurde eine Glückwunschadresse von den Mitgliedern der Gemeinde, des Ortsschulrates und der übrigen Körperschaften der Gemeinde unterzeichnet. Die Gemeindegebäude waren mit der Staatsflagge geschmückt.
     Dieses Jahr brachte eine ungewöhnlich gute Ernte, und besonders Grünfutter und Heu gedieh vortrefflich. Witterung immer der Jahreszeit entsprechend gut. In der Nacht des Pfingstsamstag brach im Hause des Josef Kalig Nr.38 ein Feuer aus, das Haus und Scheune einäscherte. Der Feuerwehr gelang es das Feuer zu löschen. Seither wohnt Josef Kalig mit seiner Familie im Armenhause. 
     Am 30.Oktober des Jahres um 12 Uhr brach im Schopfen des Otto Hartel Nr.2 ein Feuer aus, das infolge der Trockenheit stark um sich griff. Nur der übermenschlichen Arbeit unserer Wehr , die auch während der Nacht am Brandplatz bleiben mußte, sowie der Hilfe der Feuerwehr aus Hof und Christdorf ist es zu danken, daß nicht auch das Hausgebäude ein Raub der Flammen wurde. Unermeßliche Vorräte an Heu Stroh Getreide und Kartoffeln verbrannten auch Maschinen und Wagen verbrannten. Der Schaden ist sehr bedeutend und dem vom Unglück betroffenen wandte sich allgemeine Teilnahme zu.
     Am 14. Dezember 1934 hielt die Lichtgenossenschaft eine Vollversammlung ab, in der die Liquidierung der Genossenschaft beschlossen wurde. Das Ortsnetz wurde durch die Gemeinde der S.M.E. in Prerau für den Preis von 10 000.- verkauft. Die Genossenschaft harrt noch ihrer Auflösung. 

Volksbewegung: 
Geburten: 8 
Sterbefälle: 1

1936

     Der Winter des Jahres 1935/36 war von noch nie dagewesener Milde. Mit Ausnahme eines größeren Schneefalles kurz vor Weihnachten zeigte sich fast überhaupt kein Schnee und es herrschte wenig Kälte. In vielen Gärten blühten am Neujahrstage schon die Blumen, welche erst keinen Winterschlaf hielten. Am 1.Januar 1936 herrschte schönes Frühlingswetter und zeigte sich kein Schnee. Am 24.Feber war bereits die Ankunft der ersten Lerche und des Stares, am 3.März der erste Flug der Bienen und Schmetterlinge. Der letzte Schnee in dem sehr schneearmen Winter war am 5.März. Die Bachstelze zeigte sich bereits am 7.III., der erste Storchenzug überflog unsere Gemeinde am 3.IV., die ersten Schwalben zeigten sich am 10.IV., der Kuckuck am 28.IV.
Das Wachswetter im Frühjahr war außerordentlich gut, sodaß die ganze Natur bald einem herrlichen grünen Teppich glich. Die Feldarbeiten begannen schon am 21.März (Frühlingsanfang). Die Anbauzeit war günstig - keine Fröste. Gegen Ende Mai setzte ein fast drei Wochen andauernder Regen ein. Anfangs Juni trat ein starker Gewitterregen auf, und unser Dorfbach trat über die Ufer.
     Das Wetter während der Heuernte war günstig und es konnte bereits zu unserer Kirchweihe (13.Juni) mit der Heumahd begonnen werden. Die Ernte im Heu war gut, der Heupreis stand von 25.-bis 30.- Kč. per 1q.
     Während der Getreide Ernte war das Wetter anfangs günstig; kein Getreide ausgewintert und es konnte zu Anna (26.VII.) bereits mit dem Kornschnitt begonnen werden. Leider war das Getreide durch den often und andauernden Regen an vielen Stellen zu Boden gedrückt. Sodaß es nicht zur Blüte kommen konnte. Da am 29.Juli wieder Regenwetter einsetzte, war die Erntezeit für das bereits gemähte Getreide sehr ungünstig. Diese nasse Zeit hat auch die Feldfrüchte sehr geschädigt, da manches Getreide beim Stehen auswuchs. Das Ernteergebnis war daher sehr gering und es zeigte gegenüber dem Vorjahre etwa 50% Ausfall. Die Ernte im Heu war gut, auch im Grummet. Leider konnte das spätere Grummet infolge des andauernden Regens fast nicht hereingebracht werden. Klee und Brachen hatten auch -----. Der wenige Winterweizen und das Korn (Roggen) waren schlecht, Gerste und Hafer sehr schlecht, kein Ertrag. Flachs gut , Rüben und Kartoffeln auch gut. Wegen der fortwährenden nassen Witterung war der Stärkegehalt der Kartoffeln geringer.
     Auffallend war im Jahre 1936 der große Reichtum an Pilzen und Beerenfrüchten. Scharenweise durchzogen die Leute unsere Wälder.
     Am 29. September setzte nach einem regenreichen Sommer der erste Schneefall ein. Es gab bereits am 13.und 14. September starke Reife. Anfang Oktober (4+5.) sehr starke Reife; vom 9. Auf den 10.X. sehr starker Schneefall.
     Im Berichtsjahr erreichte besonders die Feldmäuse und Hamsterplage in unserem Gebiete ein noch nie dagewesenes Ausmaß. Maßnahmen gegen die Mäuseplage wurden dadurch getroffen, daß die Bevölkerung auf ihren Feldern Delicia-Körner streute. 
     Die Winterkornsaat litt im Herbste durch Mäusefraß außerordentlich; sowohl sie, als auch die Brachen sind fast vollständig vernichtet worden.
     Am 25.April 1936 fand in Hof die Hauptstellung statt. Von den drei stellungspflichtigen Jünglingen wurde einer assentiert.
     Auf Grund des Gesetzes vom 11.IV.1935 Zl.82 der Regierungsverordnung vom 18.X.1935 Nr.199 S.D.G.u.---- führte auch unsere Gemeinde den zivilen Luftschutz ein. Zum Kommandanten desselben wurde Herr August Hampel, Landwirt Nr.6, gewählt. Aus den Reihen der Feuerwehr ernannte die Behörde die Herren Emil Hartel Nr.10 und Otto Hartel Nr.2 als Instruktore der C.P.O. 
     Die am 18.V.1936 durchgeführte erste Alarm- und Verdunklungsübung des zivilen Luftschutzes, angeordnet mit Erlaß der Bezirksbehörde Bärn vom 9.V.36 Zl.709/36 nahm einen noch sehr ungeregelten Verlauf.
     In den Tagen des 28. 29. und 30. Juli 1936 fanden hier weitere Übungen und Bereitschaftsdienste des C.P.O. statt und diese hatten folgenden Verlauf: 
     Am Dienstag den 28.VII. setzte um 10 Uhr abends der Bereitschaftsdienst ein. Um diese Zeit versammelte sich beim Feuerwehrdepot der Alarm- und Meldedienst mit seinen Leitern. Der Rettungs- und Samariterdienst befand sich zur selben Zeit in seiner Station (Volksschule). Vor 12 Uhr nachts setzte der Alarm durch Hornsignal ein. Alles war verdunkelt. Die Nachtposten (je 2 Mann der Fr. Feuerwehr ) hatten ihre Aufstellung ober- und unterhalb des Dorfes. Fahrzeuge passierten nicht das Dorf. Nach 2 Uhr nachts wurde dem Alarmdienst das Zeichen zur Beendigung der Verdunklung gegeben. (Meldedienst in Verbindung mit Hof). Während des ganzen Tages des 29.VII. wurde Bereitschaftsdienst gehalten. Abends nochmals Alarm und Verdunklung; um 2 Uhr nachts des 30.VII. Ende der Bereitschaft und des Alarmdienstes.
     Während der Dauer des Bereitschaftsdienstes und der Übungen der C.P.O. fügte sich die Bevölkerung unseres Ortes willig den Anordnungen der Luftschutzfaktoren, sodaß es zu keinerlei Anständen kam.
     Anläßlich des 52. Geburtstages des Herrn Staatspräsidenten Dr. Ed. Beneš fand im Gasthause Hartel am 28. Mai eine Festsitzung statt.
     Nachdem bereits Mitte September 1933 auf der Lokalbahn Hof-Andersdorf der Verkehr eingestellt worden war, wurde im September 1936 das gesamte Schienenmaterial abmontiert und nach Andersdorf transportiert
     Der Getreideanbau wurde vom Staate geregelt und in den einzelnen Gebieten die höchstzulässige Anbaufläche für Getreide angeordnet. Der Ankauf des Getreides erfolgte auch dieses Jahr durch die staatliche Getreidegesellschaft, als deren Kommissionär auch die landwirtschaftliche An- und Verkaufsgesellschaft in Hof fungiert.
     Die Preise waren für die Landwirtschaft weniger günstig als im Vorjahre und betrugen je nach Qualität und Hektolitergewicht im Durchschnitte.
Für Weizen 150.- Kč per 100kg
  "   Korn 111.- Kč "
  "   Gerste 125.- Kč "
  "   Hafer 98.- Kč "
zuzüglich der Prämie.
     Der Preis für Speisekartoffeln betrug 25.-Kč per 100 kg. Ein Teil wurde in die Stärkefabrik nach Hartau abgeführt, woselbst für ein Stärkeprozent 1.- Kč. gezahlt wurde, was einem Durchschnittspreis von 19.-Kč. entspricht. Der geröstete Stengelflachs wurde meist in die Flachsschwingerei nach Altliebe geführt, wo je nach Qualität für 100 kg 90.-bis 140.- Kč. bezahlt wurden. Als Ansporn zur erhöhtem Flachsanbau wird den Landwirten eine Flachsbauprämie in der Höhe von40.- Kč. per 100 kg vom Staate bezahlt.
     Die Viehpreise betrugen per 1 kg Lebendgewicht und Qualität:
für Kälber: 4.-5  Kč.
 "   Rinder: 3.-5  Kč.
 "   Schweine 5,5-7  Kč.
     Bei der am 16. Oktober dieses Jahres in Hof abgehaltenen Pferdeklassifikation wurden von der Kommission von ---- vorgeführten Pferden 5 Pferde assentiert.
     Die Agitation des Ortsausschusses für Menschenimpfungen hatte den Erfolg, daß die Eltern unseres Dorfes 19 Kinder (darunter 6 schulpflichtige) gegen Diphtherie impfen ließen.
     Am 12.März d.J. starb im 80. Lebensjahr die Witwe des langjährigen Gemeindevorstehers, 
Frau Julie Hartel und wurde am 16.III.36unter großer Beteiligung am Ortsfriedhofe bestattet. Weitere Verstorbene des Jahres 1936 sind: Josef Zipper, Franziska Blaschke und Morbitzer.

Volksbewegung 1936:
Todesfälle: 4
Geburten:

1937

     Nach ziemlich schneereichem Jänner und Feber - die Straßen waren einigemale für Auto unpassierbar - folgte bald ein äußerst früher und sehr schöner Frühling. Die Tage zeigten sommerliche Wärme und die Straßen wurden ohne Übergang trocken. Früher als je kamen die Singvögel zurück und die Landwirte konnten heuer früher als sonst das Sommergetreide aussäen, um so mehr, als sie einen Großteil ihres Wintergetreides infolge Auswinterung und Mäusefraß ausgeackert werden mußte. Vom herrlichsten Frühjahrswetter begünstigt, sah man auch bald das junge Grün der Saaten und jeder freute sich des wunderbaren Standes und erhoffte sich eine glänzende Ernte. Doch bald zeigte sich der Nachteil des heißen und trockenen Spätfrühlings. Kein Regen! Schon zeigte sich in den Saatfeldern die eintretende Dürre. Gelbe Flecken zogen sich über die Felder hin und das Getreide lechzte. Doch kein Regen kein Regen. Die Witterung sprach jeder Radiovoraussage Hohn und im glühenden Sonnenbrande schoßte das Getreide. Im Mai sah man Haferfelder mit einer Farbe wie zur Zeit der Ernte und auch das Gras der Wiesen verdorrte; deshalb sahen sich die Landwirte genötigt, frühzeitig mit der Heuernte zu beginnen. In allen Teilen unseres Landes regnete es, doch vor einem solchen Regen verschonte uns der Himmel. Denn aus den Nachbarorten hörte man, daß das, was die Dürre noch gelassen, die starken Gewitter, Wolkenbruch und Hagel vollständig vernichtet hatte. Doch jetzt schien (Mitte Juni) ein Witterungsumschlag einzusetzen. Rasch mußte deshalb an die Heuernte geschritten werden. Sie fiel sehr mager aus und mancher, der sich nicht beeilte, sah sein Heu draußen verfaulen. Das, was es im Frühjahr zu wenig geregnet hatte, kam jetzt. Starke andauernde Regengüsse mit Gewittern und Hagel setzten dem notreif gewordenen Getreide gar stark zu. Trotzdem mußte an die Ernte geschritten werden. Jetzt wollte es nicht aufhören zu regnen und manche Puppe war grün vom ausgewachsenen, während auf den Stoppelfeldern die vom Hagel ausgeschlagenen Körner wie frische Saat wuchsen.- So kann man sich denken, daß der Ernteertrag des heurigen Jahres ei äußerst schlechter war und es ist nicht zu wundern, daß die Landwirte der hiesigen Gemeinde sogar zwei Anzeigen über Elementarschaden einbrachten; u, zw. am 17.4. wegen Auswinterung und Mäusefraß und am 29.VIII. wegen Dürre und Herbstnässe. Außerdem machten sie ein Ansuchen um Notstandsaktion. Kartoffeln und Rüben gediehen bei der Witterung sehr gut und nur die Krautfelder wurden durch die auftretende Raupenplage oftmals vollkommen vernichtet. Der Herbst zeigte sich wieder äußerst freundlich und es wird sich sicher niemand erinnern können; einen solch sommerlichen Allerheiligentag erlebt zu haben wie heuer.
     Während im Sommer nur einige Pilze zu finden waren, so war im Herbste die Pilzernte eine wirklich lohnende. Noch eine Woche vor Allerheiligen konnte man in unseren Wäldern Herrenpilze antreffen. 
     Einige nicht zu starke Fröste leiteten den Winter ein und erst anfangs Dezember begann es zu schneien. 
Besonders ertragreich war in diesem Jahr die Obsternte.
     Am 28.Mai, dem 53. Geburtstage unseres Herrn Präsidenten Dr. E. Beneš hielt die Gemeindevertretung eine Festsitzung ab.
     Am 14. September ist der erste Präsident unsrer Republik Dr.T.G. Masaryk im Alter von 87 ½ Jahren in Lany gestorben. Präsidentbefreier Masaryk wurde am 21. September unter stärkster Beteiligung aller begraben. Während der ganzen Zeit trugen die Amtsgebäude der Gemeinde Trauerfahnen. In die auf der Behörde aufliegende Kondolenzliste trugen sich die Gemeindefunktionäre ein.
     Zum 28.Oktober, dem 19.Geburtstags unseres Staates hielt die Gemeindevertretung in der Gemeindekanzlei eine Festsitzung ab, in der Gemeindevorsteher auch der Verdienste des 
kürzlich verstorbenen Präsidentbefreiers gedachte.
     Mit Erlaß des Innenministeriums v. 29.Oktober 1937 Zl. 222 Sp. D. G. u. V. erhielt der Gerichtsbezirk Hof eine staatliche Polizeibehörde in Hof mit Wirksamkeit vom 29.XI. 1937. Diese staatliche Polizeibehörde wurde für folgende Agenden bestimmt:

 1.) Die Überwachung der öffentlichen Ordnung und Ruhe, sowie der Sicherheit.
 2.) Das Meldungs- Reisepaß- und Fremdenwesen, sowie Bürgerlegitimationen.
 3.) Die Vereins- u. Versammlungspolizei.
 4.) Die Pressepolizei.
 5.) Die Ausübung der Waffen- und Munitionspolizei.
 6.) Die Theaterpolizei, Bewilligung von öffentlichen Veranstaltungen.
 7.) Die polizeiliche Strafgewalt.
 8.) Entscheidungen über die Abschiebung u. die Stellung unter Polizeiaufsicht.
 9.) Polizeiliche Amtshandlungen nach der Stafprozeßordnung.

     Während des Sommers wurden einige Übungen des C.P.O. durchgeführt. Zu diesen wurden seitens der Gemeinde 2 Tragbahren für Sanitäter, 2 Gasmasken, sowie etliche Übungspatronen (Gasbomben) angeschafft.
     Von Sterbefällen sind in diesem Jahr zwei zu verzeichnen: Sophie Heger und Sophie Hasler.

Volksbewegung 1937:
Todesfälle 2
Geburten 2

1938

" Ein Volk, ein Reich, ein Führer!"


Unsere Heimkehr ins Reich.


     Das Jahr 1938 ist das geschichtlich denkwürdigste Jahr des deutschen Volkes: "Sudetenland ist heimgekehrt ins deutsche Reich."
     Für die kommende Generation will der Chronist noch einmal die Verhältnisse unseres deutschen Volkes bis heute schildern und auch das niederschreiben, was bisher aus erklärlichen Gründen (Hochverrat) unterbleiben mußte.
     Vier Jahre Weltkrieg hatten Deutschland und seine Verbündeten siegreich überstanden. Tief im feindlichen Lande standen die deutschen Heere, stark und ungeschwächt. War auch die Lage schwierig, so war doch auf einen ehrenvollen Ausgang des Krieges zu hoffen. Da brachen im Spätsommer 1918 die Fronten der Verbündeten zusammen. Das war auch das Ende der Habsburg-Monarchie, das von den slavischen Völkerschaften dieses Reiches nicht nur ersehnte, sondern auch das beschleunigte Ende. "Unser Interesse war Österreich zu zerrütten", gestand der Tschechenführer Kramar. Schon von Anfang des Krieges an waren tschechische Truppen desertiert (Reg.28 usw.).Die Deutschen mußten die Lücken schließen. Wie heldenhaft sie das taten beweisen die Gefallenenziffern. Die österreichischen Kriegsanleihen wurden von den Tschechen sabotiert, die kriegswichtigen Betriebe geschädigt. 
     Die beiden Tschechenführer Masaryk und Beneš flohen schon zu Beginn des Krieges ins Ausland, um dort für die Gründung eines tschechischen Staates zu arbeiten. Als dann das Ende der Donaumonarchie nahte, proklamierte Masaryk im Oktober 1918 in Amerika den selbständigen tschecho-slovakischen Staat und Beneš bildete eine tschechische Regierung in Paris. Durch Lüge und Verdrehung hat es Beneš verstanden, zu erreichen, daß durch die Friedensdiktate jener tschecho-slovakische Staat entstand, der nach 20 Jahren seinen verdienten Untergang erlebte. Niemals konnte dieser Staat die Heimat der Sudetendeutschen sein, sondern ein Staatsgebilde, in das sie durch Lüge und Gewalt gepreßt worden waren. Durch Diktat entschieden die Feindbundmächte in Paris über das Schicksal des Sudetenlandes. 3 ½ Mill. Deutsche wurden in einen ihnen verhaßten Staat gepreßt; ein 20jähriger Leidensweg begann. Wohl hatten die Deutschen noch einmal versucht, ihr Schicksal zu wenden. Am 4.März 1919 hatte das gesamte Sudetendeutschtum noch einmal versucht, in friedlichen Kundgebungen das Selbstbestimmungsrecht zu fordern. In seltener Geschlossenheit fanden in fast allen Orten gewaltige Kundgebungen statt. Gegen die friedlichen Demonstranten ging tschechisches Militär mit brutaler Härte vor. 58 Blutzeugen forderte dieser Tag im Sudetenland, dazu viele Verletzte. Das Weltgewissen aber rührte sich nicht. Es waren ja nur Deutsche die vergewaltigt wurden, für sie galt das Selbstbestimmungsrecht der Völker nicht. Das Sudetendeutschtum stand schutzlos allein und verlassen. Die Tschechen hatten die staatliche Macht und rüsteten sich nun zum Vernichtungsfeldzug gegen die 3 ½ Millionen, der bald beginnen sollte. Kaum war die Eingliederung des Sudetenlandes in die Tschechoslowakei vollzogen, als die Machthaber in Prag bereits die Maske fallen ließen und die brutale Rechtlosmachung der Sudetendeutschen begannen. Es ging um " Schule, Scholle, Arbeitsplatz."

     In den Sudetenländern gab es bis dahin kaum tschechische Schulen, denn es gab ja dort nur ganz wenig Tschechen. Tschechische Lehrer brauchte man aber in dem Gebiete, damit sie für das Tschechentum arbeiten konnten. Da es aber keine Kinder für die tschechischen Schulen gab, versetzte man kinderreiche tschechische Beamte ins deutsche Gebiet. Beispiele hierfür gibt es zu Hunderten. Aber dennoch reichte die Zahl der Kinder nicht aus, deshalb zwang man deutsche Kinder, tschechische Schulen zu besuchen. Deutsche Eisenbahner, Postbeamte u.s.w. wurden entlassen oder versetzt, wenn sie ihre Kinder nicht in die tschechische Schule schickten.
     Der Kampf um die Scholle wurde mit der selben Erbitterung geführt. Schon vor dem Kriege hatten die Tschechen versucht, ins deutsche Gebiet vorzudringen. Es gab tschechische Banken und Verbände, die nur den einen Zweck hatten, deutsche Grundstücke zu kaufen. Aber sie hatten nicht viel Erfolg, denn die Deutschen halfen sich durch Schutzverbände (D.K.V.,B.d.D.) Als sie nun aber ihren eigenen Staat hatten, setzten sie die Machtmittel des Staates ein, um den deutschen Boden zu erobern. Schon im Frühjahr 1919 wurde ein Bodenreformgesetz geschaffen, durch das man den Deutschen ihren Besitz zwangsweise wegnehmen konnte. Wenn der tschechische Staat deutsche Güter beschlagnahmte, so erhielten die Besitzer aber nicht den vollen Preis dafür erstattet, sondern nur ungefähr den 5.Teil. 1300 Millionen Kronen haben dadurch die Deutschen verloren. Die deutschen Arbeiter die auf den beschlagnahmten Gütern beschäftigt gewesen waren, verloren ihren Arbeitsplatz. So hat der tschechische Staat versucht, die Deutschen zu berauben und sich selbst zu bereichern, man wollte den Sudetendeutschen ihre Heimat nehmen.
     Der Kampf um den Arbeitsplatz führte zu einer wirtschaftlichen Verelendung größten Ausmaßes. Auch dieser Kampf begann sofort bei der tschechischen Machtergreifung. Zunächst hatte man es auf die deutschen Beamten abgesehen. Beneš hatte in seinen Denkschriften zugesagt: "Die deutsche Sprache würde zweite Landessprache werden. "Aber dieses Versprechen war, wie alle anderen, Lüge. Kaum war der tschechische Staat gegründet, so wurden das Tschechische und das Slowakische zur Landessprache erklärt, aber nicht das Deutsche. Bei allen Behörden mußte tschechisch gesprochen werden. Alle Geschäfte, jede Gastwirtschaft, sämtliche Straßen mußten an erster Stelle eine tschechische Aufschrift haben. - Daher verlangte man, daß sämtliche Beamte tschechisch lesen, schreiben und sprechen konnten. Die Deutschen begannen nun zu arbeiten, um eine tschechische Sprachprüfung abzulegen, denn sonst wären sie entlassen worden. Doch bei den Prüfungen ließ man Tausende durchfallen, die dann pensioniert wurden. An ihre Stelle traten tschechische Beamte. Aber man konnte dadurch nicht alle deutschen Beamten entlassen, noch gab es deren zu viele. Daher wurde in Prag 1924 ein Beamtenabbaugesetz beschlossen; angeblich aus Ersparungsgründen sollte der 10. Teil der Beamten abgebaut werden. Auch diese Maßnahme richtete sich nur gegen die Deutschen. Tschechen traten an ihre Stellen. Ebenso schlimm erging es den deutschen Arbeitern. Man hatte zunächst keine Möglichkeit, die deutschen Unternehmer zu zwingen, ihre deutschen Arbeiter zu entlassen. Daher richtete man die deutschen Fabriken zu Grunde. Im Sudetenland gab es einst eine blühende Industrie. Die Webereien dieses Gebietes versorgten vor dem Kriege ganz Österreich zu einem Großteil mit Stoffen. Weit berühmt sind die Erzeugnisse der deutschen Glashütten, Musikinstrumente gingen von hier in alle Welt. Sie alle waren die Grundlage für einen gediegenen Wohlstand des Landes. Aber sie waren es. Heute ist fast nichts mehr von dieser Industrie übrig. Die Schlote rauchen nicht mehr, die Fabriken stehen leer. Planmäßig hat der tschechische Staat diese Industrie vernichtet. Aufträge wurden nie an deutsche Firmen vergeben, sondern nur an tschechische. Die Zahl der deutschen Arbeitslosen begann zu wachsen. Sie schwoll so sehr an, daß unter den 3 ½ Millionen Sudetendeutschen mehr Arbeitslose waren, als in ganz Frankreich. In sieben Jahren wurden 1800 Fabriken stillgelegt. So verelendete das Sudetendeutschtum immer mehr. Die Zahl der Eltern die ihren Kindern weder Kleider noch Schuhe kaufen konnten wurde immer größer. Der tschechische Staat tat nichts dagegen. Ihm war diese Entwicklung willkommen. Er wollte ja das Deutschtum innerhalb seiner Grenzen vernichten. Durch diese Not geschah das am leichtesten. Schon gab es zahlreiche Orte, in denen mehr Menschen starben als geboren wurden. Die Kinderzahl wurde von Jahr zu Jahr kleiner. Diese Entwicklung mußte nach wenigen Jahrzehnten zum Aussterben der Sudetendeutschen führen. Dann hätte das Tschechentum sein Ziel erreicht: Die Vernichtung des Deutschtums im Sudetenraum.
     Leider setzte das Deutschtum dem tschechischen Vernichtungswillen keine geschlossene Abwehrfront entgegen. Es gab eine Anzahl von Parteien. Eine bekämpfte die andere und die Marxisten gingen sogar soweit, die Tschechen gegen die anderen deutschen Parteien zu Hilfe zu rufen. Diese deutsche Uneinigkeit erleichterte den Tschechen die Arbeit. 1926 traten sogar deutsche Parteien in die tschechische Regierung ein und halfen so die deutsche Stellung untergraben. Die Partei die am tatkräftigsten das deutsche Recht verteidigte, war die Deutsche nationalsozialistische Arbeiterpartei. Sie stammte schon aus dem Habsburgerstaat und führte nun den Kampf in der Tschechoslowakei weiter. Der verstorbene Hans Knirsch, Jung und Krebs waren die Führer der Partei, die rastlosen Streiter für das Recht der Sudetendeutschen. Zwar war die Zahl ihrer Mitglieder zunächst noch klein, aber ihr Kampfeswille war groß. Durch Aufmärsche und völkische Tage warben sie um die deutschen Menschen. Tschechen, Juden und Marxisten waren sich einig im Haß gegen die entschlossenen Kämpfer, die anderen deutschen Parteien neideten ihr die Erfolge. 1933 wurde die Partei von staatswegen verboten und die Führer eingesperrt. Die Vorkämpferin sudetendeutscher Lebensrechte mußte der Gewalt weichen. Aber die nationalsozialistische Idee war nicht ausgerottet. Am 1. Oktober rief schon Konrad Henlein zur sudetendeutschen Sammlung. Seit 1925 war er Turnlehrer in Asch, seit 1930 stand er an der Spitze des deutschen Turnverbandes. Er hatte die Turnbewegung mit politischem Geiste erfüllt und eine disziplinierte Organisation geschaffen. So trat er vor das Sudetendeutschtum: "Das Volk hat das engherzige Parteiwesen satt. Ich rufe daher über alle Parteien und Stände hinweg zur Sammlung des gesamten Sudetendeutschtums auf!" Die deutschen Menschen verstanden diesen Ruf. Begeistert stürmten sie der sudetendeutschen Heimatfront, die auf Befehl Prags den Namen Sudetendeutsche Partei (S.d.P.) annehmen mußte, zu. Zwar setzte von Prag eine neue Terrorwelle ein: zahlreiche Turnvereine wurden verboten, Zeitungen beschlagnahmt und Versammlungen und Kundgebungen der S.d.P. untersagt. Gendarmerie und Polizei wurden verstärkt, die Heeresausgaben vermehrt. Aber aller Terror des Staates, alle Quertreibereien der Parteien waren zwecklos. Das Sudetendeutschtum sammelte sich hinter Konrad Henlein, die S.d.P. wurde immer stärker. Bei den Parlamentswahlen 1935 vereinigte sie 1,250.000 Stimmen auf sich, also 2/3 aller deutschen Wähler. Henlein war der unbestrittene Führer der Sudetendeutschen geworden. Im Laufe des selben Jahres wird Beneš Staatspräsident. Die Deutschenverfolgung wird nun noch schlimmer. Das schlechte Gewissen treibt Beneš immer mehr in die Arme Sowjet-Rußlands. Die Tschechei Bollwerk des Bolschewismus und eine stete Bedrohung des Friedens. Not ,Elend, Terror und Rechtlosigkeit wachsen im Sudetenland ins Unendliche. Konrad Henlein als vom deutschen Volke bevollmächtigter Vertreter des deutschen Rechtes, läßt durch die Abgeordneten der S.d.P. im April 1937 Gesetzentwürfe einbringen, die Klarheit schaffen können. Er fordert : Gleichberechtigung zwischen Deutschen und Tschechen, Schutz vor neuer Vergewaltigung. Wird nun die tschechische Regierung den Sudetendeutschen ihr Recht gewähren? Aber die Prager Machthaber schweigen. Die tschechische Presse lehnt die Vorschläge der S.d.P. ab. Durch ein Netz von Lügen glaubt Beneš, sich aller Verpflichtungen entledigt zu haben. Gegen dieses falsche Spiel tritt nun der Führer auf. In seiner Reichstagsrede am 20.Feber 1938 erklärt (er) unmißverständlich und deutlich: "Zu den Interessen des deutschen Reiches gehört auch der Schutz jener Volksgenossen, die aus eigenem nicht in der Lage sind, sich an unsern Grenzen das Recht einer allgemeinen menschlichen, politischen und weltanschaulichen Freiheit zu sichern." Prag verstand diese Worte nicht oder wollte sie nicht verstehen. Prag verstand auch die Ereignisse des März 1938 nicht. Aber die Heimkehr der Ostmark löste im Sudetenland ungeheuren Jubel aus. Das Recht der Selbstbestimmung wurde immer lauter gefordert.- Inzwischen vollendete sich die Einheitsfront des Sudetendeutschtums. Deutsche Parteien lösen sich auf und die Mitglieder stellen sich der S.d.P. zur Verfügung. Als Führer des geeinten Sudetendeutschtums fordert Konrad Henlein ein letztes Mal am 24.April Recht und Freiheit. Gleichberechtigung, Selbstverwaltung, Wiedergutmachung des Unrechts, Freiheit des Bekenntnisses zum Deutschtum sind die unumstößlichen Karlsbader Forderungen. Nun hat Prag das Wort. Prag aber will mit leeren Versprechungen die Situation noch einmal retten. Drohungen und Terror sind die Folgen. Man hofft, wenn es ernst wird auf Moskau, auf Paris und London.
     Und Berlin? Noch schweigt der Führer. Er schweigt auch noch , als Prag den deutschen Friedenswillen verdächtigt, als er Kriegsgerüchte ausstreut, als es am 21.Mai mobilisiert. Der Führer weiß daß Beneš nur einen Vorwand sucht, um unter dem Terror der tschechischen Soldaten bei den Gemeindewahlen den Willen der Sudetendeutscben zu verfälschen. Der Führer weiß aber auch daß Beneš scheitern wird.. Die Wahl gibt ihm Recht. 95% des Sudetendeutschtums bekennt sich zur S.d.P., damit zum Nationalsozialismus , also zu Adolf Hitler Der Führer schweigt aber noch als der Terror im Sudetenland immer mehr wächst, als die Zahl der Blutzeugen größer wird; er schweigt als tschechisches Militär die Reichsgrenze verletzt. Er schweigt denn er weiß Beneš will zum Krieg treiben, weil der Bolschewismus und das Judentum einen Weltkrieg wollen. Beneš versucht es wieder mit Lügen und Versprechungen, aber England und Frankreich erkennen, daß Beneš den Weltfrieden gefährdet. England will vermitteln. Lord Ruciman geht nach Prag im Auftrag der englischen Regierung und muß dort erkennen, daß bei der tschechischen Regierung der ernste Wille zur Versöhnung fehlt. Er muß sich überzeugen daß der Terror unerträglich ist. In seinem Auftrage fährt Konrad Henlein zum Führer, der bisher immer noch geschwiegen hat. Die Welt erkennt: Vom Wort des Führers hängt nunmehr das Schicksal Europas ab. Während Prag aufs neue mobilisiert, während Beneš aufs neue lügt, verspricht, während die Tschechei einem Heerlager gleicht und die tschechische Soldateska Sudetendeutsche als Freiwild betrachtet, begeht Deutschland den Parteitag Groß-Deutschlands in Nürnberg, vereint sich das ganze deutsche Volk, um dem Führer noch einmal zu danken für die Befreiung der Ostmark. Die ganze Welt blickt nach Nürnberg. Die ganze Welt hält den Atem an, als am 12. September der Führer das Wort ergreift und in seiner großen Schlußrede vor dem Parteikongreß der Lüge die Maske vom Gesichte reißt. In unmißverständlichen Worten fordert er das Selbstbestimmungsrecht für 3 ½ Millionen Sudetendeutsche. Wenn nicht anders so werden sie vom Reiche die Hilfe bekommen. Wörtlich erklärte der Führer. "Ich werde unter keinen Umständen gewillt sein, einer weiteren Unterdrückung der deutschen Volksgenossen in der Tschecho-Slowakei in endloser Ruhe zu zusehen; Herr Beneš treibt Taktik, er redet und will Verhandlungen organisieren, nach Genfer Muster die Fragen klären und kleine Beruhigungsgeschenke geben. So geht das auf die Dauer nicht! Hier handelt es sich nicht um Redensarten, sondern um Recht, und zwar um unverletztes Recht. Was die Deutschen fordern, ist das Selbstbestimmungsrecht, das jedes andere Volk auch besitzt, und keine Phrase. Herr Beneš hat diesen Sudetendeutschen keine Geschenke zu geben, sie haben das Recht, ein eigenes Leben zu beanspruchen, genau wie jedes andere Volk. Wenn die Demokratien der Überzeugung sein sollten, daß sie in diesem Falle mit allen Mitteln die Unterdrückung der Deutschen beschirmen müßten, dann wird dies schwere Folgen haben. Ich glaube dem Frieden mehr zu dienen, wenn ich darüber keinen Zweifel lasse.- Ich habe nicht die Forderung gestellt daß Deutschland 3 ½ Millionen Franzosen unterdrücken darf, oder die, daß uns etwa 3 ½ Millionen Engländer zur Unterdrückung ausgeliefert werden; aber ich stelle die Forderung, daß die Unterdrückung der 3 ½ Millionen Deutschen in der Tschechoslowakei aufhört und an deren Stelle das freie Recht der Selbstbestimmung tritt. Meine Sache und unser aller Sache aber ist es, dafür zu sorgen, daß hier nicht aus Recht Unrecht wird. Denn es handelt sich um deutsche Volksgenossen. Die Deutschen in der Tschechoslowakei sind weder rechtlos, noch sind sie verlassen. Dies möge man zur Kenntnis nehmen!"
     Diese ruhige Entschlossenheit des Führers fuhr den Demokratien in die Glieder. Sie sahen, daß die Lösung dieser Frage nicht länger hinausgeschoben werden konnte. Drei Tage nach dieser Rede bereits besuchte der englische Ministerpräsident Chamberlain den Führer auf dem Obersalzberg.
Während beide Staatsmänner nun über die Rettung des Friedens verhandelten, wütete im Sudetenland der Terror weiter. Unglaubliche Zwischenfälle führten (es war in Mähr. Ostrau) zum Abbruch der Verhandlungen mit der Prager Regierung durch die S.d.P. Nun wurde Beneš kopflos. Er ließ die Kommunisten Mord und Brand im Sudetenland vorbereiten. Mit Geschützen wurde die Hauptstelle der S.d.P. in Eger zusammengeschossen. Geiseln wurden verhaftet. Tschechische Truppen besetzten die Grenze. Prag hatte alle Brücken der Verständigung mit den Sudetendeutschen abgebrochen. Im Namen der 3 ½ Millionen gequälter Menschen erklärte Konrad Henlein laut vor aller Welt: "Wir wollen heim ins Reich!" Trotzig antwortete Prag, daß über eine Volksabstimmung nicht verhandelt würde. Gleichzeitig erließ man gegen Konrad Henlein einen Steckbrief wie gegen einen gemeinen Verbrecher. Der Terror wurde so unerträglich, daß abertausende Sudetendeutsche ins Reich flüchteten. Die Zahl der Todesopfer stieg immer mehr. Da rief Konrad Henlein zum Selbstschutz auf, zur Bildung eines sudetendeutschen Freikorps.
England und Frankreich, die nun den Frieden ernsthaft gefährdet sahen, forderten eine schnelle gründliche Lösung der sudetendeutschen Frage, die Abtretung des Gebietes an Deutschland. "Schmerzerfüllt" nahm Beneš an, um sich sofort durch ein neues Lügengewebe der Verpflichtungen wieder zu entziehen. Es rückten tschechische Truppen erneut in das Gebiet ein, Verwüstungen schrecklicher als zuvor setzten ein und Mord raste durch die Ortschaften. Ein neuer Flüchtlingsstrom kam ins Reich. Wieder kam Chamberlain zum Führer, diesmal nach Godesberg i. R. Klar und eindeutig umriß der Führer die deutschen Forderungen: "Zur Vermeidung Weiteren Blutvergießens verlassen die tschechischen Truppen das Sudetenland, das am 1. Oktober von der deutschen Wehrmacht besetzt wird. Das Gebiet ist unzerstört an Deutschland abzugeben. Die Sudetendeutschen sind aus dem Militärdienst zu entlassen, die Gefangenen und Geiseln freizugeben. Bis spätestens 25.November findet eine Volksabstimmung statt." In einem Memorandum waren diese Forderungen niedergelegt. England übermittelte das Schriftstück nach Prag.  
     Nun hatte der Führer eine klare Entscheidung gefordert. Am 1.Oktober mußte das Gebiet abgegeben werden. Jetzt mußte Prag Farbe bekennen, jetzt mußten die anderen Mächte entscheiden, ob es wegen Prags Gewaltdelikten zum Kriege kommen sollte. Prag fühlte sich stark. Es baute auf die Sowjet-Union und die Demokratien. Paris und London anerkannten die deutschen Forderungen, aber man nahm keine Notiz davon daß in 16 Bezirken des Sudetenlandes das Standrecht verhängt wurde. Prag versuchte noch einmal um das Datum des 1.Oktober herumzukommen. Noch einmal zerriß der Führer dieses falsche Spiel. Am 26.September sprach Adolf Hitler in einer Sportpalastkundgebung zum deutschen Volk und zur Welt: " Es gibt eine Grenze, an der die Nachgiebigkeit aufhören muß, weil sie sonst zur verderblichen Schwäche würde........ Ich habe Herrn Beneš ein Angebot gemacht, das nichts anderes ist als die Realisierung dessen, was er schon selbst zugesichert hat. Er hat jetzt die Entscheidung in seiner Hand. Krieg oder Frieden! Er wird entweder dieses Angebot akzeptieren und den Deutschen jetzt endlich die Freiheit geben, oder wir werden diese Freiheit uns selbst holen!"
     Nun wußte die Welt: am 1. Oktober fällt die Entscheidung. Deutschland ließ sich nicht mehr unter Druck setzen. Deutschland ist nicht mehr das vom Jahre 1918. Adolf Hitler stand zu seinem Wort, Deutschland war bereit das Schwert zu ziehen. Ein Weltkrieg drohte, den kein Volk wollte. Nur Moskau wollte ihn und seine Bundesgenossen schürten die Flammen. Aber keine Hetze verfing mehr. Auf Einladung des Führers berieten an 28.September im Führerbau in München der Führer, Mussolini und der englische und französische Ministerpräsident. Mochte auch Prag und Moskau stören, und das Judentum hetzen, bei der Münchner Zusammenkunft siegte die Vernunft. Das treue Zusammenstehen der Achse Berlin-Rom rettete den Frieden. In den Tagen vom 1. Bis 10. Oktober sollten die deutschen Truppen das Sudetenland besetzen. Alle sudetendeutschen Soldaten und Gefangenen mußten entlassen werden. Die Wahrheit hatte gesiegt, das Lügengewebe von Beneš war zerrissen.- Beneš dankte ab.-
     Mit unbeschreiblichem Jubel feierte das deutsche Volk seinen Führer. Sie wagten es nicht zu glauben, es schien ihnen wie ein Traum. Am 1.Oktober begann der Einzug deutscher Soldaten (----------Besetzung festgelegt). Städte und Dörfer waren ein Meer von Hakenkreuzfahnen, mit Blumen wurde jeder Soldat und jedes Fahrzeug überschüttet. Wer die Freude der Sudetendeutschen nicht selbst miterlebt hat, kann sich keine Vorstellung von ihrem Glück machen. Alle wußten es, nun beginnt nach den Jahren der Not eine glückliche Zukunft. Nun werden alle Wunden geheilt, neues Leben blüht aus den Ruinen.
     Der Führer hat uns heimgeholt ins Reich.
Das Gebet des sudetendeutschen Dichters Ernst Leibl aus der Zeit der Not war herrlich erhört worden:
Wir heben unsre Hände
Aus tiefster, bittrer Not: 
Herr Gott den Führer sende,
Der unsern Kummer wende
Mit mächtigem Gebot.
Nun war der Führer da und das Volk ist bei seinem Führer für alle Zukunft.
Gelesen : 24.1.1939.
Leop. Wachter 
Kreisschulinsp.

Volksbewegung 1938: 
Geburten
Todesfälle

1939

     Mit der Eingliederung des Sudetenlandes ins Reich kam auch für die Heimat eine Änderung in der Verwaltung und eine Fülle grundsätzlicher Änderungen. Zum ersten Bürgermeister unserer Gemeinde wurde der bisherige Gemeindevorsteher Herr Emil Hartel Nr.19 bestätigt und ihm 2 Beiräte zur Seite gestellt. Der Bezirk Bärn wurde in den Kreis Bärn umbenannt, an dessen Spitze der Herr Landrat steht. (Erster Landrat: v. Hirschfeld).
     In Bärn ist auch der Sitz des Kreisbauernführers, der in jedem Orte seine Mitarbeiter hat. In Reigersdorf wurde als erster Ortsbauernführer Herr Franz Benischke ernannt. 
     In politischer Hinsicht bildet Reigersdorf eine Zelle der Ortsgruppe d. NSDAP Hof. Erster Zellenleiter ist Pg. Otto Hartel Nr.2. Die Zelle ist in 2 Blocks eingeteilt. Wie im ganzen Sudetengebiet ging man auch in Reigersdorf sehr bald und mit viel Begeisterung an die Aufstellung von Formationen. Die Mitglieder der SA vereinigten sich zu einer Schar, die zum Sturm 2 der Standarte 146 "Heinrich Heutl (?) gehört. Erster Scharführer: Anton Jekel. Ebenso fand auch das NSKK (Kraftfahr.-Korps) in unserem Dorf Anhänger. Auch die NSV (Volkswohlfahrt) wurde in unserm Dorf ins Leben gerufen und arbeitet unter der Leitung des Pg. Josef Mück vorbildlich. Schon Weihnachten 1938 veranstaltete die NSV unter Mitwirkung der Schuljugend eine Weihnachtsfeier, bei der alle Kinder des Dorfes reichlich mit Zuckerwerk, Striezel und Spielwaren beschenkt wurden. Sie ermöglichte es auch daß es sehr bald zur ersten Kinderlandverschickung kam . Vom 19.1. bis 7.3. 39 fuhren von Reigersdorf 8 Kinder (6 Mädchen und 2 Jungen) zur Erholung ins Altreich und zwar nach Bebra in Hessen, wo sich unsere Kinder sehr wohlfühlten und sich in der liebevollen Fürsorge ihrer Pflegeeltern sichtlich erholten. Frau Berta Benischke übernahm in hilfsbereiter Weise die Führung des Transportes unserer Kinder nach und von Bebra. Die drei im Frühjahr assentierten Burschen: Benischke B. Larisch Walter und Morbirzer E. rückten am ersten April zum aktiven Heeresdienst ein.
     Zur Sicherstellung der Ernte und zur klaglosen Hereinbringung der Feldfrüchte wurde die "Erntehilfe" eingesetzt d.h. jeder Volksgenosse der nicht Landwirt ist, mußte sich verpflichten, so und soviele Stunden oder Halbtage Erntedienst zu tun. 
     1. September 1939-um 5 Uhr 30. Eine Sondersendung des drahtlosen Dienstes: "Seit heute morgen marschieren deutsche Truppen in Polen ein und fallen deutsche Bomben."
     Unser Führer, dessen Geduld durch die polnischen Grenzverletzungen und Provokationen erschöpft war, schickt deutsche Soldaten zum offenen Kampf gegen Polen. Es beginnt der Krieg. Nun zeigt sich was die deutsche Wehrmacht zu leisten imstande ist.: eine Stellung um die andere fällt in deutsche Hände und schon nach drei Tagen ist die polnische Luftflotte vernichtet. Die Festung Modlin fällt und einige Tage später ist auch Warschau die Hauptstadt des Landes in deutscher Hand. Der Führer selbst nimmt die Parade seiner Soldaten in Warschau ab. Begeisterung erfüllt alle Herzen und alles lauscht täglich den Rundfunkberichten.
Die polnische Regierung flieht ins Ausland, Polen selbst kapituliert: Der Feldzug der 18 Tage ist beendet (23.9.39).
     Inzwischen haben am 3. Sept. 1939 England und Frankreich an Deutschland den Krieg erklärt. Die Friedenshand unseres Führers wurde von England zurückgewiesen; also beginnt ein neuer Weltkrieg, der von den Juden und Plutokraten schon längst vorbereitet war. Gestützt auf die Erfahrungen des Weltkrieges wurden vom Reichsmarschall Hermann Göring zur Sicherstellung der Ernährung des deutschen Volkes gleich zu Beginn des Krieges Lebensmittelkarten ausgegeben.

(Hier enden die Aufzeichnungen des Gemeindegedenkbuches von Oberlehrer Alois Nickmann, da er zum Militär einberufen wurde.)

nach oben